Gemeint ist mehr als der Tag der offenen Tür, den manche Lokalredaktion in der Vergangenheit vielleicht gläsern genannt hat. Und auch mehr als das, was die meisten deutschen Redaktionen zurzeit bei Twitter oder Facebook anbieten.
Ich sprach für meine Geschichte unter anderem mit Jessica Dhyr von der schwedischen Zeitung Norran, die nebst ihren Kollegen in einem Chat von morgens bis abends in Kontakt zur Leserschaft steht – und sei es nur, um über das Mittagessen zu quatschen. Oder mit Till Ottlitz, dem betreuenden Redakteur der on3-Sendung „Die Frage“, bei der die Einbindung des auf Facebook gesammelten Feedbacks ein wichtiger Bestandteil ist. Oder mit Daniel Bröckerhoff, der als freier Videojournalist und Autor immer wieder versucht, zum Beispiel via Twitter transparent zu machen, an was er gerade arbeitet.
Es war eine spannende Recherche, mit vielen ambitionierten Medienmachern zu sprechen über die Art, wie sie soziale Medien für ihre Arbeit instrumentalisieren und mit ihrer Zielgruppe kommunizieren. Und eine wichtige Erfahrung, aus der Rolle der Konsumentin und Kritikerin von Social-Media-Kanälen herauszutreten und mir vorzustellen, wie auch Banalitäten eine Marke stärken und das Fortbestehen eines Mediums sichern können.
Und doch ist meine persönliche Erkenntnis etwas, das Bröckerhoff über den offenen Journalismus wie folgt ausdrückte:
Es lohnt sich, aber es muss auch entlohnt werden.
Was leider – so auch das Fazit meines Artikels – noch Zukunftsmusik ist. Sicher: Die journalistischen Prioritäten müssen klar sein, doch Einblicke in die Arbeit zu geben, wird selbstverständlicher werden müssen. Jessica Dhyr von Norran sagt zum Beispiel:
Wir können nicht mehr so sein wie früher, allwissend und undurchschaubar. So können wir nicht arbeiten, die Leser kaufen uns das nicht mehr ab.
Für mich als freie Journalistin gehört es erst recht zur Markenbildung, mit euch hier im Blog, auf meiner Facebook-Seite, via Google+ und in erster Linie auf Twitter zu kommunizieren. Weil Informationen schon kaum mehr anders zu mir kommen. Weil ihr mir neue Blickwinkel auf (meine) Themen eröffnet. Weil ihr mich konkret auf Dinge hinweist, die ich sonst vielleicht im großen Nachrichtenstrom verpasst hätte. Weil ihr mich auf Fehler aufmerksam macht. Weil ihr mir Fragen beantwortet und mir dadurch häufig Zeit erspart. Weil ihr gut vernetzt seid. Weil ihr meine Einstellung hinterfragt. Weil ihr mich damit zum Nachdenken anregt. Weil ich viel von euch lerne, viele Ideen bekomme, mir nie langweilig ist und ihr in den letzten bald vier Jahren vor allem bei Twitter bei meiner journalistischen Ausbildung – und die hört ja sowieso niemals auf – geholfen habt.
In diesem Sinne: Danke! Und: Weiter so!
Jörn Hendrik sagt:
Sehr sinnvolle Gedanken, Danke fürs Teilen. Ach und Danke für deine Einstellung und deine vorbildliche Arbeit, in Deutschland wird einfach zuviel gesabbelt und zu wenig gemacht. Ich finde auch gerade deine aktuellen Kollegen ab 35 Jahren haben eine für mich völlig unverständliche Berührungsängste. Als ob die Leserschaft potentiell gemein ist, ja geradezu gefährlich. Hat es was mit dem Anspruch auf Unabhängigkeit in der Berichterstattung zu tun? Oder sind die Kollegen einfach zu arrogant sich mit den Menschen zu beschäftigen die Ihnen letztlich ihr Einkommen sichern?
Carolin Neumann sagt:
Gern geschehen ;)
Ach, weißt du, da kann man ewig drüber spekulieren. Aber pauschale Annahmen über Motivation und Motive derjenigen, die sich „sperren“, halte ich für nicht weniger „gefährlich“. Ich fürchte, das ist systeminhärent, weil es über so lange Zeit gelehrt wurde und ein bestimmtes Journalistenbild sich etabliert hat.
Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, sich damit auseinanderzusetzen, wie sich der Journalismus verändert – und zwar nicht nur für Journalisten, sondern auch für „solche wie dich“. Deswegen mache ich, was ich mache.
Learning daraus (und überhaupt): Wir (Journalisten) müssen mehr interdisziplinär machen! Ich rieche ein Pooooodcast-Thema.
Bucket List 2013 | Carolin Neumann - Journalistin sagt:
[…] möchte ich 2013 wieder mehr schreiben und mich in Themen eindenken und einarbeiten können, so wie für den journalist kürzlich. Mehr als die Hälfte meiner Zeit verbringe ich auf der Seite des Redaktionsmanagements und in der […]